Viele Menschen greifen auf oft teuere Nahrungsergänzungsmittel zurück, weil sie das Gefühl haben, sie täten ihrer Gesundheit damit etwas besonders Gutes. Das kann im Einzelfall richtig sein, wenn ein diagostisch festgestellter Mangel vorliegt. Wenn nicht, wissen wir meist gar nicht, ob und wenn ja, was dem Körper fehlt. Und dann besteht die Gefahr der Überdosierung.
Eine deutlich bessere Variante, die ich nicht oft genug betonen kann, ist Wildkräuter zu essen. Wenn Ihr dieses wunderbare Angebot der Natur (saisonal, frisch, bio, kostenlos) wahrnehmen wollt, könnt Ihr damit im Vergleich zu Gemüse aus dem Supermarkt reichlich und variantenreich Nährstoffe aufnehmen.
Zum Vergleich: Der Eiweißgehalt von Kopfsalat liegt bei ca. 0,6 g pro 100 g. Die Brennessel weist 5.9 g auf, der Giersch sogar 6,7 g. Der Magnesiumgehalt von Spinat liegt bei 58 mg/100g. Der der Brennessel bei 71 mg. Der Vitamin C Gehalt eines Kopfsalates liegt bei 13 mg pro 100g. Die Brennessel weist einen Wert von 333 mg pro 100 g auf. Diese Angaben für den Kopfsalat (siehe Fußnoten (1) unten) sind aus einem Buch, das 11 Jahre alt ist. Besser ist es nicht geworden, im Gegenteil.
Jetzt Brennnesselsamen ernten!
Im Frühjahr sind die jungen Blättchen der Brennnessel besonders nährstoffreich. Aktuell ist die richtige Zeit, um die Brennnesselsamen zu ernten. Das habe ich gestern gemacht. Sie werden getrocknet, in Gläser verpackt und dienen uns über dem Herbst/Winter als Superfood. Das Ganze hält nämlich ca. 1 Jahr.
Es gibt allerdings ein paar Dinge zu beachten: Laboruntersuchungen lassen eine antioxidative und leberschützende Wirkung der Brennnesselsamen vermuten (2). ABER - das gilt vor allem für die weibliche Brennessel. Ja, es gibt zwei Geschlechter. Krass, oder? Und eigentlich kann man diese auch ziemlich gut unterscheiden: Die weiblichen Pflanzen (siehe Bild ganz oben) haben dicke Samenstände mit vielen kleinen "Perlchen". Die männliche Pflanze (Bild links) hat einzelne Stängel, die seitlich abstehen oder nach oben zeigen (ringing a bell?).
Noch ein paar Tipps für's Sammeln:
Handschuhe anziehen! Natürlich brennt die Brennnessel, wie der Name schon sagt.
Achtet darauf, dass die Pflanzen nicht von Tieren (Raupen, Läusen, Schnecken, etc.) befallen sind. Ist eine Schleimspur auf der Pflanzen, indiziert das Schnecken.
Breite die gesammelten Pflanzen draußen in der Sonne aus, so dass alle Krabbeltiere die Chance haben, zu fliehen. Ich habe einige dieser kleinen grünen Krabbeltiere (links im Bild) rauskrabbeln sehen.
Rupft dann die Samenstände über einer Schüssel ab. Wer ganz nachhaltig arbeiten möchte, rupft auch die Blätter und verwertet sie.
Die Samen nun zum Trocknen auslegen.
Die getrockneten Samen in ein Glas mit Schraubverschluss abfüllen. Sie sind so ca. 1 Jahr haltbar, bringen Euch also gut über den Winter, bis es im Frühjahr die jungen Blätter der Wildkräuter wieder gibt.
Was machen wir mit den getrockneten Samen? Ab ins Müsli, in den Salat, in den Smoothie... Was Euch anspricht.
Fußnote (1) Quelle für die im Text genannten Nährstoffangaben: Strauß M.: Die 12 wichtigsten essbaren Wildpflanzen, Hädecker Verlag 2010
Fußnote (2) Chevallier, A., Das große Lexikon der Heilpflanzen, DK Verlag 2017
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