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Kernlose Trauben sind quatsch


Rote Weintrauben mit Kernen
Rote Weintrauben mit Kernen

Ein Erlebnis, das sich vor kurzem im Bio-Laden ereignet hat, hat mich dazu bewogen, heute über kernlose Trauben zu schreiben. Was ist passiert? Eine Dame stand vor mir an der Kasse und fragte, ob es denn keine kernlosen Trauben gäbe. Als die Kassiererin bestätigte, dass es diese nicht gäbe, sagte die Dame sichtlich enttäuscht: „Oh, da wird sich mein Mann aber ärgern, wenn er die Kerne ausspucken muss“. Ich hingegen war über die Tatsache, überhaupt noch irgendwo Trauben mit Kernen zu bekommen, voller Freude. Warum beschäftigt mich das Thema?


Warum werden kernlose Trauben gezüchtet?

Die Lebensmittelindustrie hat natürlich das oberste Ziel, ihre Produkte zu verkaufen. Ob diese gesund sind oder nicht, spielt erstmal keine Rolle. Ich könnte Bücher darüber schreiben, wie sehr es mich aufregt, dass hochgradig gefährliche Energy-Drinks, völlig überzuckerte Kinderriegel, mit Krankheitserregern belastete Fertigsalate in Plastikbeuteln etc. ... frei verkäuflich sind. Wen das interessiert: Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat eine App rausgegeben lebensmittelwarnung.de, auf der die wichtigsten Lebensmittelwarnungen aufgeführt werden.


Wertvolle Bitterstoffe

Deutlich weniger gefährlich, aber dennoch traurig, werden seit Jahren Bitterstoffe aus den Pflanzen gezüchtet. Endivie, Chicorée, Radicchio & Co. schmecken heute deutlich weniger bitter als das früher der Fall war. Dem Verbraucher gefällt der bittere Geschmack nicht, also muss der weg. Ungeachtet der Tatsache, dass man ihn damit wertvoller Bitterstoffe beraubt, die sich gesundheitlich besonders positiv auf unseren Organismus auswirken. Jetzt gibt es nur noch kernlose Trauben zu kaufen, weil der Verbraucher diese nicht mitessen möchte. Das ist genauso ein Quatsch!


Superfood Traubenkerne

Nicht nur im Fruchtfleisch der Trauben stecken Vitamine und Mineralstoffe, sondern deren Kerne sind vollgepackt mit wertvollen sekundären Pflanzenstoffen, z.B. den OPC (oligomere Proanthocyanidine). Sie gehören zu den Flavanolen und sind den übergeordneten Polyphenolen zuzuordnen. Dass letztere eine wunderbare gesundheitliche Wirkung auf den menschlichen Körper haben, haben wir schon zum Thema Olivenöl besprochen.


Auch OPC sind kleine gesundheitliche Superhelden. Sie wurden 1948 vom französischen Wissenschaftler Jack Masquelier benannt, nachdem dieser herausfand, dass sich ein Stoff in roten Erdnusshäutchen zur Behandlung von Venenkrankheiten eignet. Und OPC finden sich nicht nur in den roten Häutchen der Erdnüssen (die Ihr ab jetzt auch mitessen könnt), sondern in hoher Konzentration eben auch in Traubenkernen.  


Die bioaktiven Substanzen OPC sind starke Antioxidantien, die unsere Zellen vor oxidativem Stress schützen können. Zudem sind sie möglicherweise Katalysatoren, die die positive Wirkung von Vitamin A, C und E verstärken können. Ihre antioxidativen Effekte kommen den Hautzellen zugute und können dazu führen, dass Haare an Volumen gewinnen, weicher und glänzender werden – lieben wir!

 

Neben antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften fanden Expertengruppen heraus, dass Polyphenole in Traubenkernextrakt die Plaquebildung als Vorstufe für Alzheimer verhindern oder wenigstens hinauszögern können und die kognitiven Fähigkeiten verbessern können (siehe Olivenöl). Darüber hinaus werden OPC positive Wirkungen bei kardiovaskulären Erkrankungen nachgesagt, u.a. dass sie blutdrucksenkend wirken können.


Menschen, die die gesundheitsfördernde Wirkung von OPC zu schätzen wissen, geben viel Geld für Nahrungsergänzungsmittel aus. Das mag Sinn machen, wenn man nicht jeden Tag einen Teller Trauben essen möchte. Wenn man aber Trauben isst, dass sollten sie nach alledem auch Kerne enthalten, oder?


Achtsamkeitsübung

Wer jetzt immer noch sagt: „Die Kernen schmecken aber nicht!“, der kann eine kleine Achtsamkeitsübung daraus machen. Kaue ganz bewusst die kleinen Kernchen, zermahle sie vorsichtig mit Deinen Zähnen und überlege Dir dabei, welch‘ tolle Nährstoffe Du gerade Deinem Körper zuführst. Und zusätzlich auch noch wertvolle Ballaststoffe.



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